Sophie Heuschkel hat 2023 nicht nur ihr Studium zur Diplom-Finanzwirtin erfolgreich abgeschlossen, sondern auch sportlich überzeugt. Im Namen der HHFR qualifizierte sie sich für die von der European University Sports Association (EUSA) organisierte Europameisterschaft der Hochschulen in Zagreb (Kroatien) und wurde Vize-Europameisterin im Taekwondo. Im Interview berichtet sie über ihre sportlichen Erfolge, die Verbindung von Studium und Leistungssport sowie die Herausforderungen, die sie dabei meistern musste.
Können Sie sich kurz vorstellen? Wie kamen Sie zum Taekwondo und was begeistert Sie an dieser Sportart?
Ich bin Sophie Heuschkel, 24 Jahre alt, habe 2023 mein Studium zur Diplom-Finanzwirtin abgeschlossen und bin seitdem im Finanzamt Hanau tätig. Ende 2022 habe ich mich bei der Deutschen Meisterschaft der Hochschulen über das deutsche Nationalteam und den Allgemeinen Deutschen Hochschulverband (adh) für die Europameisterschaft qualifiziert, bin dort im Namen der HHFR angetreten und habe den zweiten Platz erreicht.
Für das darauffolgende Jahr habe ich es geschafft, mich erneut für die Europameisterschaft im Juli 2024 zu qualifizieren. Im April 2024 habe ich mich dann aber beim Training verletzt. Die Diagnosen waren ein Kreuzbandriss, ein Riss im Meniskus und eine Zerrung des Außenbandes im Knie. Die Verletzungen waren also leider komplex und schwerwiegend. Daher konnte ich 2024 nicht noch einmal an der Europameisterschaft teilnehmen.
Ich kam eigentlich über eine andere Sportart zum Taekwondo. Bevor ich damit anfing, habe ich Ballett gemacht. Das Taekwondo-Training war im gleichen Gebäude wie meine Ballett-Stunden. Ich habe häufig nach meinem Ballett-Training beim Taekwondo zugeschaut und war so begeistert, dass ich es selbst ausprobieren wollte. Ich trainierte dann etwa zwei Jahre lang beide Sportarten parallel, bis ich im Taekwondo die Möglichkeit bekam, im Leistungssportbereich gefördert zu werden. Ich musste mich aus zeitlichen Gründen dann entscheiden. Mit dem Ballett hörte ich also auf, um mich auf Taekwondo zu konzentrieren.
Mich begeistert am Taekwondo vor allem, dass es ein sehr schneller und abwechslungsreicher Sport ist. Die Bewegungsabläufe sind eine Zusammensetzung aus Technik, Kraft und Geschwindigkeit, woran ich von Anfang an Spaß hatte. Vor allem im Wettkampfbereich kommen dann noch Reaktion und Taktik dazu. Auch das hat mich damals direkt überzeugt.
Wie lange trainieren Sie bereits Taekwondo, und was waren Ihre bisher größten Erfolge?
Ich habe 2007 mit Taekwondo angefangen. Im Wettkampfbereich bin ich 2010 mit meinem ersten Wettkampf gestartet. 2014 erreichte ich bei drei aufeinanderfolgenden Weltranglistenturnieren in Belgien, Kroatien und Spanien jeweils den dritten Platz. Das waren meine ersten großen Erfolge. Darauf bin ich bis heute am meisten stolz.
Insgesamt würde ich auch den Titel der Vize-Europameisterin 2023 zu meinen größten Erfolgen zählen, genau wie den ersten Platz bei der Deutschen Meisterschaft.
Was bedeutet es für Sie, Vize-Europameisterin der Hochschulen zu sein?
Der Titel war für mich vor allem ein Ansporn weiterzumachen und meine Ziele auf die gleiche Weise weiterzuverfolgen. Der Erfolg hat für mich bestätigt, dass die Zeit und das Durchhaltervermögen, die ich in mein Training investiert habe, sich gelohnt haben. Für mich bedeutet dieser Titel aber auch, dass ich noch weiter an mir arbeiten muss und dass es noch Luft nach oben gibt. Da ich in meinem Taekwondo-Verein eine Kindergruppe trainiere, kann ich die Kinder motivieren und ihnen zeigen, was sie irgendwann selbst erreichen können.
Welche Rolle spielte die Unterstützung der Fachhochschule für Ihren sportlichen Erfolg?
Die Hochschule hat mich durch den kompletten Zeitraum der Europameisterschaft und vor allem in der Zeit vor der Veranstaltung begleitet. Ich konnte mich komplett auf mein Training und meine Vorbereitung auf den Wettkampf konzentrieren. Bei der Organisation wurde ich tatkräftig unterstützt, sodass wir die Fristen und Anmeldevoraussetzungen einhalten und problemlos umsetzen konnten. Bei der Planung meiner Reise nach Zagreb, meiner Unterkunft und der Verpflegung vor Ort hat die Hochschule mir einiges an Stress abgenommen.
Welche Herausforderungen mussten Sie bewältigen, um Studium und Sport miteinander zu vereinen?
Ich musste den Sport definitiv etwas zurückstellen, um mich auf das Studium zu fokussieren, habe ihn aber trotzdem weiterhin als Ausgleich in meiner Freizeit gesehen. Den ersten Teil meines Studiums habe ich während Corona in Rotenburg verbracht. Dort war es in dieser Zeit schwierig, den Sport weiter zu verfolgen. Mein Training habe ich dann eher auf die Wochenenden verschoben. Im späteren Verlauf des Studiums habe ich das Training im Verein dann ein wenig vernachlässigt. Das hat zeitlich einfach nicht funktioniert. Hier hatte ich den großen Vorteil, dass mein Bruder ebenfalls Taekwondo im Leistungssportbereich macht und wir privat unabhängig von festen Trainingszeiten im Verein miteinander trainieren konnten. Während des Studiums waren größere Reisen ins Ausland schwierig einzuschieben. Die Europameisterschaft war das erste große Turnier, an dem ich teilnehmen konnte.
Wie geht es Ihnen nach Ihrer Verletzung?
Meine Verletzung hat mich vor allem mental ziemlich zurückgeworfen. Ich stand zum Zeitpunkt der Verletzung mitten in der EM-Vorbereitung, war extrem motiviert, meinen Titel zu verteidigen, und dieses Mal vielleicht sogar noch weiter zu kommen.
Das war die erste so schwerwiegende und langwierige Verletzung, die ich mir in 17 Jahren Taekwondo zugezogen hatte. Danach wieder neu zu starten, ist nicht einfach.
Bis Oktober musste ich mit einer Schiene und Krücken laufen. Da sind viele Muskeln und auch Ausdauer verloren gegangen. Ende des Jahres konnte ich aber wieder mit leichtem Krafttraining anfangen und bin mittlerweile auch ins Taekwondo-Training schrittweise wieder eingestiegen.
Ich merke, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis ich wieder genug Vertrauen habe, um die Bewegungen ohne Einschränkung und ohne Angst durchzuführen. Aber ich bleibe auf jeden Fall weiter dran. Mein Ziel ist es, auf den Zustand vor der Verletzung hinzuarbeiten.
Was sind Ihre sportlichen Ziele für die kommenden Jahre? Streben Sie eine weitere Meisterschaft an?
Mein Ziel für dieses Jahr ist es, gegen Mitte oder Ende des Jahres wieder richtig in den Wettkampf einzusteigen. Aktuell habe ich keine bestimmten Turniere im Kopf, sondern konzentriere mich darauf, Schritt für Schritt in den Sport zurückzukommen.
Wie entspannen Sie nach einem langen Tag zwischen Training und Arbeit?
Der Sport war für mich eigentlich schon immer eine gute Abwechslung zur Schule, zum Lernen oder jetzt zur Arbeit auf dem Amt. Ich kann meistens abschalten und den Stress eine Zeit lang ablegen.
Haben Sie ein persönliches Motto oder eine Philosophie, die Sie antreibt?
So ein richtiges Motto habe ich nicht. Ich denke, meine Philosophie ist, immer wieder aufzustehen, weiterzumachen und mir Ziele zu setzen, die ich erreichen will. Ich hatte in meiner Zeit im Taekwondo einige Momente, in denen ich nach Niederlagen oder Rückschlägen weitermachen musste. Dabei hat mir diese Einstellung immer geholfen.